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Stadtwerke blicken skeptisch in die Zukunft

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Die Stadtwerke haben eine schwierige Phase hinter sich, in denen die Unsicherheit über die Energieversorgung mit Preisturbulenzen und Staatseingriffen einherging. In einer aktuellen Stadtwerkestudie des Bundesverbandes Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Beratungsgesellschaft EY nennen 41 Prozent der befragten Unternehmen die Umsetzung der Gas- und Strompreisbremse sowie 38 Prozent den Einkauf und die Beschaffung von Strom und Gas als Themen, mit denen sie sich 2023 am intensivsten auseinandergesetzt haben.

Den Erfolg der Geschäftstätigkeit im vergangenen Jahr haben 64 Prozent als gut oder sehr gut eingeschätzt. Günstige Einkaufspreise und höhere Absatzmengen verhalfen den kommunalen Energieversorgern zu einem „wirtschaftlich guten Jahr“, stellt die Studie fest. Sie wurden allerdings mit einem erheblichen personellen Aufwand für die Abwicklung der zusätzlichen Bürokratie erkauft.

Zwischen Investitionsbedarf und Kostendruck

Nun stehen die Stadtwerke vor einer deutlich schwierigeren Geschäftslage. Für 2024 erwarten lediglich 37 Prozent gute oder sehr gute Geschäfte. 14 Prozent rechnen dagegen mit schlechten oder eher schlechten Geschäften. Die Vorjahresbefragung hatte mit entsprechenden Werten von 44 bzw. 13 Prozent noch deutlich optimistischere Ergebnisse gezeigt. Die Autoren führen diesen Ausblick auf hohe Investitionskosten zurück, die auf die Stadtwerke zukommen. Dafür müssten aus den Gewinnen der vergangenen Jahre Rücklagen gebildet werden.

Die Herausforderungen für die Stadtwerke fasst die Studie wie folgt zusammen: „Die kommenden zwei bis drei Jahre werden entscheiden, ob die Stadtwerke — gemeinsam mit Kommunen, Ländern und Bund — Antworten auf dieses Dilemma zwischen Zukunftsinvestitionen und anhaltendem Kostendruck finden.“

Vom Krisenmanagement zu den Zukunftsthemen

Die zukünftigen Handlungsfelder, die von den Stadtwerken mit 87 Prozent am häufigsten genannt werden, sind erstens die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitern und die Personalentwicklung, zweitens die Digitalisierung, insbesondere IT-Datensicherheit und Cyberrisiken sowie drittens die Planung der Wärmewende und die Wärmeplanung vor Ort. Dagegen sind die Themen Smart City und Glasfaser weit in den Hintergrund gerückt. 

Insbesondere bei der Wärmeplanung der Kommunen spielen die Stadtwerke eine zentrale Rolle. Das bestätigten 99 Prozent der befragten 100 Stadtwerke. „Kommunen binden klugerweise die Stadtwerke bei der Wärmeplanung frühzeitig ein“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Diese kennen die Infrastrukturen vor Ort, die lokalen Wärmepotenziale sowie die Gebäude- und Sozialstrukturen am besten.“ Die Zusammenarbeit mit den Kommunen bewerteten zwei Drittel der Stadtwerke mit gut oder sehr gut. 71 Prozent der Befragten erwarten, dass sie in Zukunft noch weitere Dienstleistungen für die Kommunen übernehmen werden.

g.schilling@derneuekaemmerer.de

Gunther Schilling

Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Für „Der Neue Kämmerer“ schreibt er insbesondere über die Themen Haushalt und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „Der Neue Kämmerer“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.