In vielen Kommunen sind die Verwaltungsgebäude in die Jahre gekommen. Doch die geplanten Investitionen konzentrieren sich laut dem KfW-Kommunalpanel 2024 vor allem auf Straßen, Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie Brand- und Katastrophenschutz. Bei der Frage nach dem wahrgenommenen Investitionsrückstand lagen Verwaltungsgebäude mit 18,8 Milliarden Euro hinter Schulen und Straßen auf dem dritten Platz. In einer Sonderauswertung zum Investitionsbedarf in öffentlichen Verwaltungsgebäuden empfehlen die Autoren nun, die Modernisierung von Verwaltungsgebäuden stärker zu priorisieren, um den Modernisierungsstau zu verringern.
Einsparpotential bei Energiekosten
„In Zeiten des Fachkräftemangels spielt auch der Zustand der Verwaltungsgebäude eine relevante Rolle, wenn es darum geht, qualifizierte Arbeitskräfte für den öffentlichen Dienst in den Städten, Gemeinden und Landkreisen zu gewinnen“, gibt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib zu bedenken. Zudem führe die Zunahme der kommunalen Aufgaben auch in Zukunft zu einem steigenden Personal- und Platzbedarf. Hinzu kommen laut Köhler-Geib ökologische Aspekte: „Die energetische Sanierung von Gebäuden erschließt ein großes Potenzial zur Energieeinsparung und Reduzierung von CO2-Emissionen.“ Die Studie veranschlagt die jährlichen Energiekosten der kommunalen Liegenschaften auf annähernd 4 Milliarden Euro. Davon ließen sich 80 Prozent einsparen.
Geringe Priorität bremst Investitionen
Die Kommunen planen unterdessen in den Jahren 2024 bis 2026 Investitionen von durchschnittlich 7,7 Millionen Euro vor allem in die energetische Verbesserung der Verwaltungsgebäude sowie in IT und Digitalisierung. Abhängig von der Größe der Kommune liegen die Durchschnittswerte zwischen 21,5 Millionen Euro in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern und 1 Million Euro in kleineren Gemeinden. Bei der Investitionsentscheidung genießen Verwaltungsgebäude jedoch nur in 9 Prozent der Kommunen hohe Priorität. 68 Prozent der im Panel befragten Städte und Gemeinden sagen, sie hätten keine oder nur eine geringe Priorität.
Gebäude repräsentieren die Verwaltung
Der Zustand der Verwaltungsgebäude hat für die im Kommunalpanel befragten Kommunen auch Auswirkungen auf die Personalgewinnung (67 Prozent) und Produktivität (75 Prozent). Zudem wird eher mit einem zunehmenden Flächenbedarf in den Verwaltungsgebäuden gerechnet, da die Präsenz der Mitarbeiter vor Ort weiterhin hoch ist. Für die Modernisierung und den Ausbau kommunaler Verwaltungsgebäude spricht nach Ansicht von 81 Prozent der Befragten nicht zuletzt die Wahrnehmung der Bürger, die einer Verwaltung in einem modernen Gebäude eher Vertrauen schenken.
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Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Für „Der Neue Kämmerer“ schreibt er insbesondere über die Themen Haushalt und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „Der Neue Kämmerer“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.