Im dritten Quartal 2022 liegt Schleswig-Holstein im deutschlandweiten Vergleich als Bundesland mit dem größten Wirtschaftswachstum vorn. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Schätzung des ifo Instituts.
Das Forschungsinstitut errechnet erstmals Quartalszahlen für das Wirtschaftswachstum der 16 deutschen Bundesländer. Diese werden jetzt laut ifo-Konjunkturforscher Robert Lehmann kurz nach der Zahl für den Bund veröffentlicht. Bislang habe es lediglich Zahlen für ganze Kalenderjahre gegeben und diese seien zudem mit „einiger Verzögerung“ bekannt gegeben worden.
Schleswig-Holstein auf dem ersten, NRW auf dem letzten Platz
Nach dem Spitzenreiter Schleswig-Holstein beim saison- und kalenderbereinigten BIP-Zuwachs im Vergleich zum Vorquartal (2,4 Prozent) folgen Rheinland-Pfalz (1,8 Prozent), Hamburg (1,6 Prozent) sowie Bremen (1,3 Prozent), Hessen (1,2 Prozent) und Berlin (1,1 Prozent).
Demgegenüber finden sich am unteren Ende der Tabelle Nordrhein-Westfalen (minus 2,8 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (minus 1,4 Prozent), Sachsen-Anhalt (minus 0,9 Prozent), Bayern (minus 0,8 Prozent), sowie das Saarland (minus 0,4 Prozent) wieder. Dazwischen rangieren Sachsen (0,0 Prozent), Thüringen (0,1 Prozent), Brandenburg (0,2 Prozent), Niedersachsen (0,3 Prozent), das damit genau auf dem Bundesdurchschnitt liegt, sowie Baden-Württemberg (0,6 Prozent).
Schätzungen zeigen Heterogenität beim Wirtschaftswachstum
„Strukturelle Besonderheiten der jeweiligen Bundesländer sind maßgeblich für die Unterschiede,“ sagt Lehmann. „Bei Schleswig-Holstein zeigt sich, dass Länder mit einer höheren Überschussersparnis in den Corona-Jahren heute größere Konsummöglichkeiten haben.“ Auch Bundesländer mit einer starken Autoindustrie wie Bremen oder mit einem hohen Anteil an Dienstleistungen wie Berlin liefen recht gut.
Gründe für das geringere Wachstum beispielsweise in Nordrhein-Westfalen sieht der Konjunkturforscher im dort höheren Anteil energieintensiver Produktion wie der Metallindustrie oder in höheren Inflationsraten im Jahr 2022 wie etwa in Sachsen-Anhalt. Insgesamt decke sich das Wachstum in den Bundesländern mit den ifo Geschäftsklimaindizes für die jeweilige Region.
„Wir haben für diese Zahlen eine sehr präzise Schätzmethode verwendet und sie für die 30 zurückliegenden Jahre getestet“, erklärt Lehmann. Die Schätzungen beruhten auf der Erstveröffentlichung des Statistischen Bundesamtes für das gesamtdeutsche Bruttoinlandsprodukt, das ein Plus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ausweise.
Info
Anne-Kathrin Meves ist Redakteurin der Zeitung „Der Neue Kämmerer“. Nach dem Studium der Anglistik, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften (M.A.) hat sie ein Volontariat beim Deutschen Fachverlag in Frankfurt am Main absolviert. Danach wechselte sie 2011 als Redakteurin zu Frankfurt Business Media, dem FAZ Fachverlag. Zunächst schrieb sie dort für die Magazine „FINANCE“ und „Der Treasurer“. 2018 wechselte sie in das Redaktionsteam von „Der Neue Kämmerer“.