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Dinkelsbühl spart 250.000 Euro mit Kurzarbeit

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Die Einführung der Kurzarbeit in Dinkelsbühl entlastet den städtischen Haushalt im Bereich der Kernverwaltung im Jahr 2020 um rund 100.000 Euro. Hinzu kommt eine weitere Entlastung in der Größenordnung von 150.000 Euro im Bereich des Theaters und der Stadtwerke. Dies teilt die Stadt auf DNK-Anfrage mit. Dabei handele es sich um eine Einschätzung auf Basis des aktuellen Planungsstands, so eine Stadtsprecherin.

„Neuland der Kurzarbeit im öffentlichen Dienst“

Im April hatte Dinkelsbühl als erste Kommune Bayerns Kurzarbeit angemeldet. „Jeder Tag ohne staatliche Unterstützung bringt die Stadt in ein weiteres, vermeidbares Defizit“, begründete der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Christoph Hammer damals die Maßnahme. Dem wolle man vorbeugen, weshalb man sich auf das „Neuland der Kurzarbeit im öffentlichen Dienst gewagt“ habe.

Grundlage dafür ist der Tarifvertrag „TV Covid“, der es Kommunen angesichts der Coronakrise erlaubt, für bestimmte Bereiche Kurzarbeit anzumelden. Die Kurzarbeit in Dinkelsbühl erfasste rund ein Drittel der Beschäftigten. Sie betrifft Verwaltungsstellen, deren Tätigkeit aufgrund der Coronamaßnahmen zum Erliegen kam. Dazu zählen – neben beispielsweise der Stadtbücherei oder Hausmeister- und Reinigungseinheiten – vor allem Stellen mit touristischem Bezug.

Kurzarbeit spiegelt touristisches Profil der Stadt wider

Dies spiegelt die starke touristische Prägung der Stadt wider. Dinkelsbühl wirbt mit dem Label der „schönsten Altstadt Deutschlands“. Der Lockdown im Frühjahr führte allerdings zu einem Einbruch der örtlichen Tourismusbranche. Entsprechend waren die damit verbundenen kommunalen Einrichtungen wie etwa die Touristinfo, örtliche Bäder und das Theater von der Kurzarbeit betroffen.

Daher bangte die Stadt im April um ihr touristisches Profil. Mittlerweile scheint die lokale Branche aber an alten Erfolgen anzuknüpfen: Mit 24.072 Übernachtungen im August 2020 verzeichnet Dinkelsbühl trotz aller Widrigkeiten für diesen Monat einen Rekordwert. Gleichzeitig erhöht sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste von 2 auf 2,3 Tage. Oberbürgermeister Hammer interpretiert die Zahlen als Zeichen der Robustheit der lokalen Tourismusbranche und hofft auf eine weitere Entspannung der Lage.

Die hohen Übernachtungszahlen im August führt der OBM auf das touristische Profil der Stadt zurück. Zuletzt hätten lokale Hotels ihre Häuser saniert und Bettenkapazitäten aufgebaut. Die Stadt engagiere sich für eine Belebung ihrer Altstadt. Zudem forciere man die Infrastruktur für Wandern oder Radfahren. Darüber hinaus führe die Coronakrise zu einem veränderten Reiseverhalten: Ländlichere Städte würden in der Gunst der Touristen gegenüber den Ballungsräumen steigen. Hinzu komme, dass – im Gegensatz zu weiten Flugreisen – der innerdeutsche Tourismus zunehme. Davon profitierten Destinationen wie Dinkelsbühl, deren Gäste vorwiegend aus Deutschland und dem benachbarten europäischen Ausland kämen.

a.erb(*)derneuekaemmerer(.)de

Info

Mehr dazu, wie Kommunen mit der Coronakrise umgehen, finden Sie auf unserer DNK-Themenseite.

Andreas Erb

Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Er arbeitet insbesondere an der Weiterentwicklung der Plattform #stadtvonmorgen und berichtet dabei vorwiegend über urbane Transformationsprozesse. Für die Redaktion von „Der Neue Kämmerer“ beleuchtet er diese Themen aus Perspektive der Kommunalfinanzen. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.