Die Elektrifizierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) schreitet „exponentiell“ voran. „Damit die Beschaffungsplanungen realisiert werden können, gibt es daher auch in Zukunft weiter großen Förderbedarf“, heißt es im neuen E-Bus-Radar des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC Deutschland. Die Studie erfasst seit 2018 jährlich den Stand der Elektromobilität im ÖPNV. Damit Kommunen die Transformation zu emissionsfreien Antrieben im ÖPNV leisten können, sei nicht zuletzt finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern nötig, sagt Maximilian Rohs, Senior Manager Infrastructure and Mobility bei PwC.
Förderung von Investitionen und Betrieb
Die Kommunen und Verkehrsunternehmen seien in der Pflicht, Dekarbonisierungsstrategien zu entwickeln. „Aber auch der Bund und die Länder müssen ihren Beitrag leisten. Dies betrifft insbesondere die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel für diese weitreichende Transformation“, so Rohs.
Zum einen geht es um die Förderung von Investitionen in die Flotte. Laut E-Bus-Radar kostet ein elektrisch betriebener Bus etwa das Zweieinhalbfache eines herkömmlichen Dieselbusses. Dazu kommen Kosten für den Aufbau der Ladeinfrastruktur. Zum anderen geht es um den Betrieb von Elektrobussen. Eine diesbezügliche Förderung könne „auf Seiten der Betreiber stärkere Anreize setzen, möglichst viele emissionsfreie Busse einzusetzen“, erklärt Rohs.
„Keine Alternative“ zum Umschwung auf E-Busse
Schließlich sei es ein übergeordnetes Anliegen des Klimaschutzes, die Mobilität schnellstmöglich emissionsfrei zu gestalten. Wolle man Klimaziele erreichen, sei der Umschwung von herkömmlichen Antrieben zu emissionsfreien unumgänglich.
Insofern gebe es zum Ausbau der Elektromobilität und emissionsfreier Antriebsformen im ÖPNV ohnehin „keine Alternative“, sagt Rohs. „Die Clean Vehicles Directive der EU, die in Deutschland durch das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungsgesetz umgesetzt wurde, beinhaltet verpflichtende Mindestquoten für die Beschaffung von emissionsfreien Bussen – sowohl für öffentliche Verkehrsunternehmen als auch auf Ebene der kommunalen ÖPNV-Aufgabenträger.“
E-Bus-Radar prognostiziert 8.500 E-Busse bis 2030
Das E-Bus-Radar bildet den aktuellen Umschwung auf E-Busse ab. Demnach sind im ÖPNV 1.884 Busse mit elektrifiziertem Antrieb im Einsatz. Davon wurden 1.201 in den Jahren 2021 und 2022 in Betrieb genommen. Die Zuwächse setzen sich perspektivisch fort. Das E-Bus-Radar prognostiziert, dass bis 2030 mehr als 6.600 elektrisch angetriebene Fahrzeuge hinzukommen. Damit seien dann rund 8.500 Busse mit rein elektrischem Antrieb im ÖPNV unterwegs. Insgesamt fahren im deutschen ÖPNV etwa 54.000 Busse.
Dabei dürfe die kostenintensive Umstellung auf Elektromobilität nicht zu Lasten des ÖPNV-Angebots gehen, betont Rohs. „Denn die Mobilitätswende ist weit mehr als nur eine Antriebswende.“ Der Ausbau des ÖPNV sei entscheidend für das Gelingen der Verkehrswende und das Erreichen der Klimaziele.
Hansestadt Hamburg ist E-Bus-Spitzenreiterin
Mit 225 Fahrzeugen liegt die Hansestadt Hamburg laut E-Bus-Radar an der Spitze der Städte und Regionen, was die Anzahl der rein elektrisch betriebenen Busse (Batterie, Brennstoffzelle, Oberleitungsbusse) betrifft. Gefolgt wird sie von Berlin (149 Fahrzeuge), der Region Köln (133), Wiesbaden (120), Frankfurt am Main (81), Kiel (67), Solingen (63) und Osnabrück (62).
Info
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Er arbeitet insbesondere an der Weiterentwicklung der Plattform #stadtvonmorgen und berichtet dabei vorwiegend über urbane Transformationsprozesse. Für die Redaktion von „Der Neue Kämmerer“ beleuchtet er diese Themen aus Perspektive der Kommunalfinanzen. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.